NATO-Geheimarmeen und Operation Gladio (Basel 14.9.2009 | Historiker Dr. Daniele Ganser)

Der Schweizer Historiker und Friedensforscher Dr. Daniele Ganser sprach am 14. September 2009 an der Universität Basel über die NATO-Geheimarmeen, die er als illegal einstuft, weil sie weder der Bevölkerung noch den Parlamenten in den betroffenen Ländern bekannt waren.

Im Vortrag stützt sich Ganser auf seine Doktorarbeit im Fachbereich Geschichte, welche er an der Universität Basel zu diesem Thema verfasst hat. Das Buch wurde in zehn Sprachen übersetzt und erschien auf Deutsch 2008 im Orell Füssli Verlag unter dem Titel: "NATO Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung".

Die NATO-Geheimarmeen wurden vom US-Geheimdienst CIA und vom britischen Geheimdienst MI6 in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut. Ihre Existenz war streng geheim. Erst am 3. August 1990 bestätigte der italienische Premierminister Giulio Andreotti die Existenz der Geheimarmeen.

Die NATO-Geheimarmeen hatten in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Namen. In Italien hiess die Geheimarmee "Gladio", in der Schweiz "P26" und in Deutschland "stay-behind".

"Ich bin ins Gefängnis gegangen, weil ich die Existenz dieser super geheimen Organisation nicht zugeben wollte. Und nun kommt Andreotti daher und informiert das Parlament!" protestierte damals General Vito Miceli, der Direktor des italienischen Militärgeheimdienstes SISMI, die Enthüllungen durch Andreotti 1990.

Ein Sprecher der NATO sagte 1990, die NATO habe nie verdeckte Operationen und Guerillakrieg geplant. Am nächsten Tag sagte ein anderer Sprecher, diese Aussage sei falsch gewesen, aber man könne leider keine weiteren Aussagen zu Operation Gladio und den stay-behind Armeen machen, weil diese streng geheim seien.

Das EU-Parlament forderte eine gründliche Untersuchung in allen Ländern, was indes nicht geschah.

Die Geheimarmeen bereiteten sich auf eine Invasion von Westeuropa durch die Sowjetunion vor, welche nie kam. Sie legten geheime Waffenlager an, in denen auch Sprengstoff gelagert war.

Gemäss einer Untersuchung des italienischen Parlaments aus dem Jahre 2000, haben die Gladio Agenten nicht nur auf die Invasion durch die Sowjets gewartet, sondern in Friedenszeiten auch in die Innenpolitik eingegriffen, und False Flag Terroranschläge verübt, welche den italienischen Kommunisten angehängt wurden, um sie in den Wahlen zu schwächen. «Diese Massaker, diese Bomben, diese militärischen Aktionen wurden von Männern innerhalb italienischer staatlicher Einrichtungen organisiert oder gefördert oder unterstützt und, wie kürzlich aufgedeckt wurde, auch von Männern, die mit den Strukturen der Geheimdienste der USA in Verbindung standen", so der Bericht.

Bis heute ist vielen Menschen unbekannt, dass die NATO Geheimarmeen unterhalten hat, weil in den Medien nur wenig darüber gesprochen wird. 

Auch wenn dieser Vortrag aus dem Jahre 2009 stammt ist er heute noch aktuell und trägt dem Verständnis bei, wer die Nato ist und was ihre Ziele wirklich sind.


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