Per Notrecht übernimmt die UBS die Credit Suisse für 3 Milliarden Franken

In den letzten 10 Jahren hat die Credit Suisse 3.2 Milliarden minus gemacht und gleichzeitig 32 Milliarden Boni ausgeschüttet um jetzt mittels Notrecht durch den CH-Bund und die SNB von UBS gekauft zu werden damit das weltweite Finanzsystem nicht zusammenstürzt. Wie krank ist das und wie wenige haben das überhaupt verstanden? 

Die Grossfusion am Bankenplatz Schweiz ist Tatsache und ein Bailout: Die UBS übernimmt ihre Konkurrentin Credit Suisse (CS). Die SNB nimmt mächtig viel Geld in die Hand und unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken an beide Banken. 

Zudem leistet der Bund eine Garantie von neun Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten für die UBS im Rahmen der Übernahme. 
Die Zukunft der Credit Suisse (CS) ist mit der Übernahme durch die UBS entschieden. Diese Lösung hat der Bundesrat unterstützt und zusammen mit den Vertretern von CS und UBS und den Aufsichtsbehörden am Abend in Bern bekanntgegeben.

Um die Fortführung der Geschäftstätigkeit der Credit Suisse bis zur Umsetzung der Übernahme sicherzustellen und die Kosten für die Schweizer Volkswirtschaft zu reduzieren, hat der Bundesrat zusätzliche Liquiditätsmassnahmen beschlossen. Der Bundesrat sieht in der Übernahme durch die UBS die beste Lösung, wie Bundespräsident Alain Berset und Finanzministerin Karin Keller-Sutter sagten.

Gesetzliche Grundlagen per Notrecht
Für diese zusätzlichen Liquiditätshilfen an die CS sind die nötigen gesetzlichen Grundlagen definiert worden: Konkret wurde ein Konkursprivileg geschaffen. Damit erhält die Nationalbank (SNB) die Sicherheit, um der CS zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen zu können. Die SNB erhält zudem eine Ausfallgarantie.
Die beiden Notrechts-Massnahmen erfolgten gestützt auf die Art. 184 und 185 der Bundesverfassung. Das Notrecht soll wie vorgeschrieben in ordentliches Recht überführt werden, sagte Finanzministerin Karin Keller-Sutter vor den Medien. Man werde dem Parlament innert sechs Monaten eine Vorlage vorlegen.

Die Finanzdelegation (FinDel) der Eidgenössischen Räte hat den dafür nötigen Verpflichtungskrediten für diese Garantien am Sonntagnachmittag zugestimmt.

Garantien des Bundes – nicht kostenlos
Zudem leistet der Bund eine Garantie von neun Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten für die UBS im Rahmen der Übernahme der CS.

Für allfällige Liquiditätshilfen gelten strenge Voraussetzungen. In seiner Mitteilung schreibt der Bundesrat, dass auch Massnahmen im Bereich der Vergütungen anordnet würden, dies im Rahmen des Bankengesetzes.
Das Risiko für den Bund soll so klein wie möglich bleiben. Darum muss die CS dem Bund und der Nationalbank je eine Risikoprämie, dem Bund eine Bereitstellungsprämie sowie der SNB einen Zins entrichten.

Geschäftsaktivitäten der CS werden fortgeführt
Gemäss der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) bleibt die Geschäftstätigkeit der CS aufrechterhalten. Sämtliche Geschäftsaktivitäten der Banken könnten uneingeschränkt fortgeführt werden.

Demnach bleibt auch der Schutz der Einlegerinnen und Einleger gewahrt und die Depots, Konten und sonstigen Dienstleistungen wie Schalter, Automaten, E-Banking, Debit- und Kreditkarten blieben ebenfalls in gewohnter Weise zugänglich.

Hamers bleibt CEO – UBS bezahlt 3 Milliarden
Bei der Credit Suisse habe die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit bestanden, auch wenn die Bank weiterhin solvent gewesen sei, heisst es in dem Communiqué weiter. «Die Behörden mussten Massnahmen ergreifen, um schweren Schaden für den Schweizer und internationalen Finanzmarkt abzuwenden», so die Finma.

Geführt wird die fusionierte Grossbank vom bisherigen UBS-CEO Ralph Hamers. Der Niederländer ist seit September 2020 Konzernleitungsmitglied der UBS. Die UBS übernimmt die CS für den Gesamtbetrag von 3 Milliarden Franken. Konkret bietet sie den CS Aktionären für jeweils 22.48 CS-Aktien eine UBS-Aktie. Dies entspreche 0.76 Franken je CS-Titel. Zum Vergleich: Die CS Aktie schloss zuletzt bei 1.86 Franken.
167 Jahre Credit Suisse
Am Anfang stand der Industrielle und Politiker Alfred Escher. Der Vater der Schweizer Eisenbahn suchte nach Wegen, um das Mammutvorhaben zu finanzieren. Also gründete der umtriebige Unternehmer und Politiker 1856 ein Finanzinstitut: die Schweizerische Kreditanstalt (SKA).

Der Name sollte fortan einen festen Platz im Zentrum der Schweizer Wirtschaft einnehmen. Das Wachstum der Industrienation wäre nicht möglich gewesen, ohne sie. Die Geschicke der Bank lenkten die einheimischen Wirtschaftskapitäne. Unvergessen etwa der legendäre Rainer E. Gut. Er stand der Bank während 17 Jahren als Präsident des Verwaltungsrates vor.

In den 1990er-Jahren begann sich die Welt zu wandeln, das Zauberwort hiess «Internationales Wachstum». 1997 weitete die Bank ihren Aktivitätsradius massiv aus, als sie mit dem Kauf der Winterthur in den Versicherungsmarkt einstieg. Man gab sich einen neuen Namen: Credit Suisse.
Ende 2000 beschäftige die Universalbank weltweit rund 80'000 Mitarbeiter, 28'000 davon in der Schweiz. Der Aktienkurs lag Ende Jahr bei rund 100 Franken, der Gewinn betrug 5.7 Milliarden Franken.

Und noch eine entscheidende Weiche wurde damals gestellt: Die CS nahm Kurs auf die Wall Street.

Der erfolglose Schritt nach Amerika
1988 kam es zur Übernahme der US-Bank First Boston, einem Finanzinstitut, das sich durch ein besonders aggressives Verhalten im boomenden Investment Banking der 1980er-Jahre einen Namen gemacht hatte. Die Übernahme kostete über 20 Milliarden Franken: Eine bis dahin nie erreichte Grössenordnung für ein Schweizer Unternehmen.
Doch das Unterfangen Wall Street stand von Beginn weg unter keinem guten Stern. An die ruppigen Verhältnisse gewöhnten sich die, bis dahin als eher spröde geltenden, Schweizer Banker nur schwerlich.

Stück für Stück übernahmen am Zürcher Paradeplatz Amerikaner und Briten das Ruder. Berühmt-berüchtigt war etwa John Mack, der von Morgen Stanley gekommen war und zum Co-CEO wurde. An seiner Seite amtete zwar noch lange der streng dreinblickende Deutsche Oswald Grübel – doch 2007 übernahm mit Brady Dougan auch auf oberster Stufe ein US-Amerikaner.
Anfang der 2000er kam es zu einer kurzen, aber heftigen Rezession. Viele Banken hatten sich in ihrer Evaluation der anstehenden Online-Revolution vertan. Noch war die Zeit für vieles, was später das Web 2.0 werden sollte, nicht gekommen. Nur zwei Jahre nach dem Höchststand bei der Belegschaft zählte die Bank bereits 20'000 Stellen weniger. Der Aktienkurs fiel unter 20 Franken. Man schrieb einen Verlust von 3.3 Milliarden Franken.
Mehrere Umbaupläne waren die Folge. 2004 gestand die Chefetage ein, dass das Abenteuer Winterthur nicht funktioniert hatte – 2006 wurde die Versicherungssparte an die französische Axa verkauft. Doch im Kerngeschäft blieb man zuversichtlich. Und: Die Boni sprudelten weiter. Im Jahr des Winterthur-Verkaufs zahlte die Bank einem entlassenen Mitarbeiter in den USA sage und schreibe 120 Millionen Dollar Entschädigung für seine Mühen. Es war das Jahr des 150-jährigen Bestehens.

Pleiten, Pech und Pannen
Es ist nicht so, dass die Credit Suisse in der Vergangenheit nie in Skandale verwickelt gewesen wäre. 1977 war die SKA durch den «Chiasso-Skandal» erschüttert worden. In der Tessiner Filiale hatte man während Jahren undeklarierte Gelder vermögender Italiener über verschleierte Finanzvehikel in Liechtenstein aufgenommen – insgesamt über zwei Milliarden Schweizer Franken. Als die Praxis aufflog, waren Rücktritte und gar Gefängnisstrafen die Folge. Die SKA gelobte Besserung.
2015: Unter der Leitung von Konzernchef Tidjane Thiam wird die Gruppe in drei Vermögensverwaltungsabteilungen umstrukturiert, die von zwei Investmentbanking-Abteilungen unterstützt werden.

2020

Februar: Ein Skandal um verdeckte Überwachungsmassnahmen der Bank führt zum Rücktritt von Tidjane Thiam. Nachfolger wird Thomas Gottstein.

März: Der US-Investmentfonds Archegos bricht ein und beschert der Credit Suisse einen Verlust von 5.5 Milliarden Dollar. Im selben Monat muss die Credit Suisse vier Fonds zur Finanzierung von Lieferketten im Gesamtvolumen von zehn Milliarden Dollar einfrieren. Diese waren mit dem insolventen britischen Finanzunternehmen Greensill Capital verbunden – die Bank hatte ihren Kunden die Fonds zuvor als risikoarme Produkte verkauft.

2021: Verwaltungsratschef Antonio Horta-Osorio nimmt weniger als neun Monate nach Antritt seinen Hut, nachdem er gegen Corona-Quarantänevorschriften verstossen hatte. Axel Lehmann wird sein Nachfolger.

2022

Juli: Die Bank ernennt den Restrukturierungsexperten Ulrich Körner zum Nachfolger von Konzernchef Thomas Gottstein und kündigt eine weitere strategische Überprüfung an.

Oktober: Die Bank verkündet einen umfassenden Konzernumbau. Dieser sieht eine Kapitalerhöhung von vier Milliarden Franken, einen Abbau von 9000 Stellen bis Ende 2025 und die Ausgliederung der Investmentbank in die CS First Boston (CSFB) vor. Die Saudi National Bank kündigt an, Aktien zu kaufen und damit eine Beteiligung von bis zu 9.9 Prozent zu erwerben.

2023

Februar: Die Credit Suisse weist einen Verlust von 7.3 Milliarden Franken aus, den höchsten seit der Finanzkrise 2008. Die Bank kündigt den Kauf des Investmentbankinggeschäfts der Beratungsboutique M.Klein & Co für 175 Millionen Dollar an, um es in die Credit Suisse First Boston (CSFB) einzubringen. Chef der neu aufgestellten CSFB soll der frühere CS-Verwaltungsrat und Gründer von M.Klein & CO, Michael Klein, werden.

März: Sorgen rund um die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank lassen die Aktien der Credit Suisse in der Spitze um mehr als 30 Prozent auf
In den 1990er-Jahren geriet die Bank in den Strudel um die Affäre um nachrichtenlose Vermögen. Vereinigungen Hinterbliebener des Holocaust hatten – mit Unterstützung einiger US-Senatoren – begonnen, auf eine Aufarbeitung der Finanzflüsse zu Kriegszeiten zu drängen. Die offizielle Schweiz und die beiden Grossbanken gaben in der Affäre kein gutes Bild ab.
Zehn Jahre später erfolgte der Angriff auf das Bankgeheimnis. Mit der Finanzkrise 2008 begann man sich in den USA nach Steuereinnahmen umzusehen und nahm dabei die Praktiken helvetischer Finanzinstitute ins Visier. Mehrere hiesige Banken, darunter auch die CS, mussten Bussen in Milliardenhöhe berappen.

In der Chefetage der Bank herrschte im Anschluss an die Finanzkrise zwar noch Freude darüber, dass man, anders als die Konkurrentin UBS, keine Staatshilfe in Anspruch hatte nehmen müssen. Doch die dunklen Wolken über dem Paradeplatz sollten sich in den kommenden Jahren nicht verziehen.

2015 kam es zum Wechsel an der Spitze: Von Brady Dougan übernahm Tidjane Thiam. Mit dem ehemaligen Versicherungsspezialisten sollte auch der Kulturwandel kommen: Weg vom riskanten Investmentgeschäft, das stark durch New York und London geprägt war, hin zur Positionierung als verlässliche Vermögensverwalterin für eine neue Generation vermögender Grosskunden in Asien.
Doch Thiams Amtszeit gipfelte in den Enthüllungen rund um einen Beschattungsskandal. Die Bank war ob des Wechsels eine Star-Bankers zur Konkurrentin UBS derart besorgt, dass man den Mann verfolgen liess. Thiam beteuerte zwar stets, nichts gewusst zu haben, musste aber dennoch den Hut nehmen.
Auch nach seinem Rücktritt hielten die Skandale an. In kurzer Abfolge explodierten die beiden Anlagefonds Greensill und Archegos und rissen eine milliardenschwere, klaffende Wunde in die CS-Bilanz. Nicht zuletzt im Rahmen der Veröffentlichungen «Swiss Secrets» kam zudem ans Licht, wie eng verwickelt die Bank weiterhin ins weltweite Geschäft der Vermögensverschleierung war. Zu den Kunden der Bank sollen auch Mafiosi gehört haben.

Ende vergangenen Jahres stieg die Saudi National Bank als Grossaktionärin bei der CS ein. Ein bittersüsser Moment: Nach Jahren des Kursverlustes standen die Investoren nicht mehr Schlange. Doch mit dem Engagement aus Riad schien auch eine lange, stolze Geschichte der Schweizer Eigenständigkeit verloren gegangen zu sein.

Quelle: SRF.ch 

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